Uhrenreparatur antiker Wanduhren

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Uhrenlexikon

Gabel, Verbindungsteil zwischen Spindel, bzw. Ankerwelle, an der sie befestigt ist, und dem Pendel, das durch den aufgeschnittenen Teil der Gabel mit seiner Stange hindurch geführt ist. Die Gabel gibt an das Pendel die Antriebskraft des Gehwerks weiter.

Galilei Galileo (1564-1642), italienischer Naturforscher, Astrologe, Physiker und Mathematiker. Er entdeckte neben der hydrostatischen Waage, dem Thermoskop, einem Jupitermond und den Sonnenflecken u.a. 1583 das Gesetz des Isochrismus. Schon als Student erkannte er 1583 an den Schwingungen einer Lampe im Dom zu Pisa den Isochronismus der Pendelschwingung. Erst 1641, also kurz vor seinem Tod, als er schon blind war, kam er auf die Idee, ein Pendel als Zeitteiler für Uhren zu verwenden. Diese Idee wurde weder bekanntgemacht noch in die Tat umgesetzt, so daß Huygens, der 1656 dieselbe Idee hatte, als Erfinder der Pendeluhr gilt.

Galonné, ist die französische Bezeichnung für Walzgold. Bei diesem Verfahren wird ein sehr dünnes Goldblatt auf das Trägermaterial warm aufgewalzt. Bezeichnet wird damit z.B. der Goldrand an Silbergehäusen von Taschenuhren und ist oft mit “Galonné” ins Gehäuse gestempelt.

Galvanische Veredelung, auf galvanischem Weg wird das Basismaterial, aus dem die Uhrwerksteile gefertigt werden, mit einer dünnen Schicht Gold oder Rhodium (einem Platin ähnlichen, silbrig glänzenden Metall) überzogen.

Gangdauer, Betriebsbereitschaft einer Uhr für die Zeit, die nach dem Vollaufzug bis zur völligen Entspannung der Triebfeder vergeht.

Gangmodell, vergrößerte Darstellung der Hemmungsteile und des Schwingsystems der mechanischen Uhr, z. B. der Palettenanker -, Zylinder- oder Chronometerhemmung. Das Gangmodell dient Lehr- und Anschauungszwecken. Es wir durch einen Federantrieb funktionsfähig gehalten, ohne der Zeitmessung zu dienen.

Gangrad, auch Steigrad oder Hemmungsrad genannt. Es ist das letzte Rad des Räderwerks und steht mit der Hemmung in Verbindung, so daß es durch diese in seinem Ablauf gehemmt wird. Das heißt die Hemmung steuert mit dem Gangrad den Gang der Uhr.

Gangregler, zusammenfassende Bezeichnung für Waag, Unrast, Pendel und Unruh.

Gangreserve, Zeitraum während dem eine Uhr über die normale Gangdauer hinaus noch zu gehen imstande ist.

Gangschein, Zertifikat einer öffentlichen Prüfstelle über die Gangleistung einer unter festgelegten Bedingungen geprüften Uhr.

Garnier Jean Paul, Paris, 1801-1869. Bedeutender Pariser Uhrmacher und Inhaber zahlreicher Patente für Hemmungssysteme und sonstige Uhrenvorrichtungen. Sein Geschäft, das von seinem Sohn und dessen Nachfolgern noch heute fortgeführt wird, wurde 1825 gegründet. Garniers Sohn Paul vermachte 1916 seine ausgesucht gute Uhrensammlung, bestehend aus 60 Objekten, dem Louvre mit der Auflage, sie in einem besonderen Raum auszustellen.

Gaus Karl Friedrich (1777-1855), bedeutender Wissenschaftler, Mathematiker, Physiker, Landvermesser, Erfinder des Helioskops ( Sonnenspiegels ), Astronom, seit 1807 Direktor der Göttinger Sternwarte.

Gebetsuhr, eine in mittelalterlichen Klöstern gebräuchliche Form der gewichtangetriebenen Räderuhr mit Wecker, häufig ohne Zeitanzeige, um die vielen Gebetsstunden im Laufe des Tages und der Nacht akustisch anzuzeigen.

Gegenpendel, kleineres Pendel, das in der Verlängerung der Stange des eigentlichen Pendels an der Spindel oder der Ankerwelle befestigt ist und oberhalb der Welle mitschwingt. Häufig ist es an seinem oberen Ende mit einem Spiegel oder einem geschliffenen Glasstein versehen und hinter einem Ausschnitt im Zifferblatt sichtbar. Die Wirkung des Gegenpendels als Gangregler verstärkt die gangregelnde Funktion des eigentlichen Pendels und ermöglicht eine Verkürzung des Hauptpendels.

Gehänge-Uhr, Uhr welche an einer Kette von der Decke herabhängt. Die Kette ist um eine Trommel im Uhrwerk gewunden, das durch das Eigengewicht der Uhr angetrieben wird.

Gehäuse, schützende und schmückende Verkleidung des Uhrwerks. Wahrscheinlich waren frühe Eisenuhren häufig offen, doch ist seit dem 16. Jh. ein Gehäuse üblich. Die Gestalt und der Dekor der Gehäuse, die oft von besonderen Gehäusemachern angefertigt wurden, folgen der allgemeinen Stilentwicklung im Kunstgewerbe. Seit dem 17. Jh. gibt es Kupferstich-Vorlagen, die von Künstlern wie Dietterlin, Marot, Piranesi und Boulle stammen, als Musterblätter. Durch diese weitverbreiteten graphischen Blätter wurden stilistische und modische Neuerrungen rasch bekannt, gleichzeitig sicherten sie die stilistische Einpassung von Gehäusen in die Gesamtausstattung von Innenräumen.

Gehwerk, Bezeichnung für das Werk einer Räderuhr, das die Zeitanzeige bewirkt.

Gemma Frisius, 1508-1555. Er hatte als einer der ersten die Idee, durch an Bord mitgeführte genaue Uhren und den Vergleich mit der jeweiligen Ortszeit die geografischen Längenunterschiede zu bestimmen. Er war außerdem zu seiner Zeit der bedeutendste Instrumentenmacher (Sonnenuhren, Astrolabien).

Genfer Siegel, Qualitätssiegel mit dem Genfer Stadtwappen. Es dürfen nur Uhren mit diesem Siegel versehen werden, an denen Qualitätsarbeiten durchgeführt wurden, die einen regelmäßigen und dauerhaften Gang gewährleisten. Eine offizielle Prüfkomission überprüft elf Qualitätsanforderungen, welche die Uhren erfüllen müssen.

Genfer-Streifen, ein vor der galvanischen Veredlung aufgebrachter rippenförmiger Schliff auf Brücken und Kloben hochwertiger Uhren.

Gerwig Robert (1820-1885), erster Direktor der Furtwangener Uhrmacherschule 1850, Gründer des ersten Uhrenmuseums der Welt: 1851, Erbauer der Schwarzwaldbahn, Herausgeber des “Gewerbeblattes für den Schwarzwald”, worin er den Zweck verfolgte, die Schwarzwälder Uhrmacher zu modernen Fertigungsmethoden zu bekehren.

Gesperr, aus dem gezahnten Sperrad und dem eingreifenden Sperrkegel bestehend, ermöglicht das Gesperr ein Aufziehen der Uhr und verhindert zugleich, das die durch das Aufziehen eingebrachte Energie nach der Beendigung des Aufziehens reversiv wieder frei wird.

Getriebe, allgemeine Bezeichnung für Mechanismen zur Übertragung von Kraft oder Bewegung durch gezahnte Räder; bei Uhren meist durch Räder und Triebe.

Gewichtsantrieb, seit den Anfängen der Uhrmacherkunst benutzter gleichmäßiger Antrieb der Räderwerke durch Gewichte (Eisen, Blei, Steine), die, an einer Schnur oder Kette hängend, auf das erste Rad des Werks einwirken. Bis heute wird dieser Antrieb bei Bodenstand- und Wanduhren benutzt.

Gezeiten-Uhr, eine Uhr, bei der auf dem Zifferblatt Ebbe und Flut für eine bestimmte Region angezeigt werden.

Giebel, Oberstudiendirektor,Prof. Dr. Karl ( 1879-1950), nach praktischer Uhrmacherlehre im väterlichen Geschäft, Studium 1899 bis 1905 der Fächer Mathematik, Physik, Elektrotechnik, Astronomie, angewandte Naturwissenschaften und Nationalökonomie promovierte er 1904 in Göttingen mit der Arbeit: Der Einfluß der Hemmungen auf den Gang der Uhr. Er nahm verschiedene Lehrerpositionen an, ehe er am 07.04.1920 zum Leiter der Deutschen Uhrmacherschule in Glashütte berufen wurde.

Gilde, mittelalterliche Berufsvereinigung von Handwerkern. Aus ihr wurde die Zunft, später die Innung.

Glasen, alte Zeitangabe auf Schiffen, die mit Sanduhren mit einer Laufzeit von 30 Minuten gemessen wird und die Dauer der Schiffswachen regelte. Ein Glasen beträgt 30 Minuten; die Glasen wurden mit der Schiffsglocke angeschlagen.

Glasenuhr, mechanische Uhr, die das Glasen zur Zeitangabe durch Glockenschläge nachahmt. Glasenuhren sind Traditionsuhren, die meist Seeleute oder Uhrenliebhaber besitzen. Das Glasen war die traditionelle Zeitanzeige auf den früheren Segelschiffen. Die Zeit wurde durch eine Sanduhr mit einer Laufzeit von 30 min angezeigt. Ein Matrose mußte dieses sogenannte Stundenglas, obwohl es nur halbe Stunden maß, beobachten und dann glasen, d.h. die Schiffsglocke schlagen. Da die Tagesarbeit auf Schiffen seit jeher in sechs Wachen zu je 4 Sunden eingeteilt war, begann das Glasen in jeder Wache wieder von vorne. Dabei wurden die ganzen Stunden durch Doppelschlage, die halben Stunden durch einen einzelnen Schlag am Ende gekennzeichnet.

Glashütte, Städtchen im sächsischen Erzgebirge bei Dresden, wo F. A. Lange 1845 den Grundstein zu der Glashütter Uhrenindustrie legte. 1845 bestanden in Glashütte bereits vier Firmen mit zusammen 18 Werkstätten. 1878 wurde die Deutsche Uhrmacherschule gegründet. Berühmte Techniker wie Grossmann, Strasser und Giebel haben dort gelehrt. Gegen 1900 waren in Glashütte 200 Personen beschäftigt. 1926 mußten die Firmen Julius Assmann, Dürrstein und die Deutsche Präzisionsuhrenfabrik aufgrund der Finanzkrise aufgelöst werden. Die übrigen Firmen schlossen sich im selben Jahr zur Uhren-Rohwerkefabrik UROFA und zur Uhrenfabrik UFAG zusammen. 1951 erfolgte der Zusammenschluß zu den Glashütter Uhrenbetrieben (GUB) und 1967 die Zusammenlegung der Uhrenfabriken von Ruhla, Glashütte und Weimar zum VEB Uhrenkombinat Ruhla in der DDR.

Glassturz, oben halbrund geschlossenes Glasgefäß auf einem Holzsockel. Erst seit dem Ende des 18. Jh. werden, besonders in Frankreich,Pendulen häufiger durch eine über die Uhr gesetzte Glasglocke vor eindringendem Staub geschützt. Auch die oft vorzüglich erhaltende Vergoldung französischer Uhren beruht zum großen Teil auf diesem Schutz.

Globusuhr, Uhren mit einem sich drehenden Globus wurden in vielen formalen Abwandlungen besonders häufig im 19. Jh. gebaut. Sie zeigen neben der Zeit das Datum und die Stellung der Erde zur Sonne an.

Glocke, bei Räderuhren für Wecker- und Schlagwerke als Klanggeber verwendet, in der Regel aus gegossener Bronze, gelegentlich auch aus Glas oder Eisen.

Gnomon (Schattenwerfer), der Zeitstab einer Sonnenuhr.

Goddard Luther (1762-1842), amerikanischer Uhrmacher, der um 1809 als Erster in den USA eine Fertigung von Taschenuhren begann.

Goldbronze, eine Legierung von 65% Kupfer und 35% Zink oder neuerdings auch 95% Kupfer und 5% Aluminium; aus ihr werden Applikationen gefertigt.

Goldemailuhr, Taschenuhr, deren goldenes Gehäuse Emailmalerei trägt, oft nach Vorlagen bekannter Künstler.

Goldfilled, englische Bezeichnung für “Goldmantel”, der beidseitig auf ein Grundmetall aufgeschweißt und aufgewalzt wird.

Gotik, zweite große Phase der mittelalterlichen Kunst, von etwa 1200 bis um ca. 1500. In dieser Epoche wurde die tragbare Uhr erfunden.

Gotische Uhr, Gewichtsuhr des 15. und 16. Jahrhunderts, ähnlich der englischen Laternenuhr des 17. und 18. Jahrhunderts.

Graham George (1673 – 1751), berühmter Londoner Uhrmacher, Schüler von Thomas Tompion. Er erfand das Kompensationspendel und die ruhende Anker- oder Grahamhemmung. Verbesserte oder erfand die Zylinderhemmung.

Grandfather Clock, englische Bezeichnung für die Bodenstanduhr.

Grandmother Clock, kleine Bodenstanduhr, meist weniger als 125 cm hoch, wurde im 19. Jh. hergestellt.

Grant John, London, Meister 1781, tätig bis 1810. Bedeutender Uhrmacher, der vorzügliche Uhren mit Ankerhemmung herstellte, aber auch zahlreiche Varianten von Hemmungssystemen entwickelte. Zum Beispiel stammt von ihm eine Taschenuhr mit zwei Unruhen, um dadurch Schwankungen der Unruh-Schwingungsweite zu vermeiden, die durch Tragebewegungen verursacht werden.

Greenwich-Mean-Time, Abk. GMT (mittlere Sonnenzeit Greenwich). Ist zugleich die Weltzeit oder Universalzeit.

Greenwich-Zeit, das Grennwich-Observatorium in der nähe Londons wurde 1675 errichtet. Für das Navigationswesen und den internationalen Funkverkehr gilt heute die Greenwich-Mean-Time, d.h. die mittlere Zeit von Greenwich.

Gregorianische Kalender, 1582 verkündete Papst Gregor XIII. eine Kalenderreform, die bis heute Gültigkeit besitzt. Denn trotz des Schaltjahres kommt es jährlich zu Zeitverschiebungen von 12 Minuten. Er brachte den Kalender in Übereinstimmung mit den Jahreszeiten, indem er das Jahr 1582 um zehn Tage kürzte. Außerdem sollten alle vollen Jahrhunderte, die durch 400 teilbar sind, Schaltjahre bleiben (z.B. 1600, 2000), alle anderen (1700, 1800, 2100) als Schaltjahre entfallen.

Grossmann Karl-Moritz, *1826 in Dresden, +1885 in Leipzig. Nach Volksschule und Polytechnikum in Dresden und ab 1842 fünfjährige Uhrmacherlehre bei Gutkaes. 1847 tätig bei dem Kessels- Nachfolger Krille in Altona, ebenfalls ein Gutkaes Schüler. Lehrjahre bei Lange in Glashütte, in La Chaux-de-Fonds und London. 1854 endgültige Niederlassung in Glashütte. Gründung einer Uhrenfabrik für Taschenuhren mit einem typisch Glashütter Kaliber, Marinechronometer und Präzisionspendeluhren, aber auch für feinmechanische Werkzeuge, Gangmodelle, Wächterkontrolluhren und einen 1878 patentierten Sekundenzähler. Gründung der Deutschen Uhrmacherschule (DUS) 1878 in Glashütte auf Grossmanns Anregung. Grossmann war einer der bedeutendsten deutschen Theoretiker der Zeitmeßtechnik, mit einem umfangreichen und bedeutenden schriftlichen Werk (u.a. „Der freie Ankergang der Uhren“, „Das Regulieren der Uhren“, „Abhandlung über die Konstruktion einer einfachen aber mechanisch vollkommenen Uhr“).

Gründerzeit, Gründerjahre. Stilepoche von ca. 1848 bis 1873 in Deutschland und Österreich. Entstehen prächtige Bauten. Auch die Uhrenhersteller bauten prunkvolle, überladene, aber dennoch gediegene Uhren.

Guillaume, Prof. Charles Edouard (1861-1938), Uhrmachersohn, französischer Physiker Schweizer Herkunft, Leiter des Internationalen Amtes für Gewichte und Maße in Sévres. Er erfand die Nickelstahllegierungen Invar (1900) und Elinvar (1920). Nobelpreis für Physik (1920).

Guillochieren, die maschinelle Herstellung wellen -, bogen- und kreisförmiger Furchen auf einer Metallplatte, bei der die gewünschten Muster nach einer Schablone eingetieft werden. Diese Dekorationstechnik ist seit dem 18. Jh. bekannt, allgemein verbreitet ist sie jedoch erst während des 19. Jh. und im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts.

Gutkaes Johann Christian Friedrich, *1784 in Dresden, +1845. 1815 wurde er Uhrmachermeister und heiratete die Tochter des Dresdner Hofuhrmachers Schuhmann. 1839 Inhaber einer Uhrenfabrik und Mechaniker beim Mathematisch – physikalischen Salon. 1842 Ernennung zum Hofuhrmacher. Sehr bekannt war Gutkaes 5-Minuten – Digitaluhr in der Semper- Oper in Dresden. Die leider 1869 bei einem Brand zerstört und 1879 von Hofuhrmachermeister Johann Andreas Ludwig Teubner, geb. 26.02.1825 – verst. 18.10.1907 (ehemaliger Mitarbeiter von Meister Gutkaes) rekonstruiert wurde. Ein Modell, gefertigt von Ludwig Teubner, ist erhalten und zu besichtigen im – Mathematisch-Physikalischen-Salon – des Dresdner Zwingers. Gutkaes war Hersteller sehr guter Präzisionspendeluhren, Marine- und Taschenchronometer, letztere häufig mit Regulatorzifferblatt. Gutkaes hatte berühmte Schüler: Ferdinand Adolf Lange, der sein Schwiegersohn wurde, Friedrich Moritz Krille und Karl Moritz Grossmann.

Gutsch Klaus, Rottweil, baute vor 1401 die Villinger Münsteruhr nach dem Vorbild der Uhr im Straßburger Münster.